Ein Vorreiter in mehrfacher Hinsicht

Veröffentlicht am: 7. November 2024

Mit Johannes Rank wurde für das aktuelle Schuljahr erstmals ein Para-Nachwuchsathlet am Oberhofer Sportgymnasium aufgenommen. Der sehbehinderte 14-Jährige gilt als vielversprechende Zukunftshoffnung und hat allen voran seine Ziele klar vor Augen.

Oberhof – Es sieht so vertraut, so spielerisch aus, wenn Johannes Rank auf den Skirollerstrecken des Thüringer Wintersportzentrums in Oberhof seine Runden zieht. Technisch versiert bewegt sich der hochtalentierte Lockenkopf, dem nicht selten eine Strähne vor die Augen fällt, auf dem speziell asphaltierten Untergrund. Und auch in seiner Trainingsgruppe ist der Sportler des WSV Trusetal längst bestens integriert. Neben so manch kräftezerrender und koordinativ anspruchsvollen Trainingseinheit wird gemeinsam über neue Übungen philosophiert, aber auch gescherzt und gelacht.

Ein Miteinander, dass eindrucksvoll aufzeigt, wie Inklusion funktionieren kann. Denn: Im Gegensatz zu seinen 14 Mitstreiterinnen und Mitstreitern meistert der erst 14-Jährige seine Aufgaben nahezu blind. „Von Geburt an sehe ich recht wenig. Das, was bei Normal-Sehenden 100 Prozent sind, waren bei mir ungefähr zehn Prozent“, sagt Johannes, der sich beim Laufen lediglich an Konturen orientieren kann. „Es ist schwer zu erklären, da ich ja nicht weiß, wie meine Umwelt richtig auszusehen hat.“

Zielstrebige Kämpfernatur

Umso höher ist die Leistung des jungen Athleten zu bewerten, der die Herausforderung nicht scheut und sich als erster Parasportler überhaupt am Oberhofer Sportgymnasium behaupten will. „Ich habe immer gerne Fußball gespielt. Als Corona aufkam, habe ich mich dann erstmals beim Wintersport und im Biathlon ausprobiert. Hier habe ich gemerkt, dass mir das nicht nur Spaß macht, sondern ich mich auch recht schnell verbessern kann“, sagt Johannes rückblickend und ergänzt: „Außerdem war mein Vater früher als Biathlet auf dem Sportgymnasium. Ihm möchte ich beweisen, dass auch ich hier meinen Weg gehen kann.“

Und tatsächlich: Nach den ersten Monaten auf dem Sportinternat fällt das Fazit des Achtklässlers positiv aus: „Am Anfang musste ich manchem Lehrer noch erklären, wie sich das mit mir und meinem Sehvermögen verhält. Mittlerweile funktioniert es aber richtig gut. Training, Schule und Freizeit sind gut getaktet.“

Die Struktur sowie die Arbeit am Olympiastützpunkt machen sich auch in der sportlichen Entwicklung des jungen Parasportlers bemerkbar, der durch seine Leistungen und bisherigen Erfolge längst in den Fokus des Bundesnachwuchstrainers gerückt ist. Gemeinsam mit Thüringens Paraski-Landestrainer Michael Roth (WSV Oberhof) stand am zurückliegenden Wochenende die zentrale Leistungskontrolle mit der gesamten Parasport-Nationalmannschaft in Freiburg im Breisgau auf dem Programm.

„In Freiburg befindet sich das Paralympische Zentrum. Hier ging es für Johannes in diversen Tests um eine Standortbestimmung, um zu analysieren, wie er sich im Vergleich zu ähnlichen Testverfahren im Juli weiterentwickelt hat. Zudem war es für ihn eine großartige Möglichkeit, mit den Paralympic-Stars um Leonie Walter sowie Marco Maier zu trainieren, um aufgezeigt zu bekommen, wo seine Reise hingehen kann. Wir wollen jetzt die langfristige Planung angehen, um perspektivisch auch internationale Starts in die Wege zu leiten. Die Perspektiven sind hier durchaus vielversprechend“, sagt Michael Roth, der Johannes auch am Olympiastützpunkt Oberhof mit Rat und Tat zur Seite steht und sich von dessen Akribie und Leidenschaft begeistert zeigt.

Aufgrund der Altersreglementierung des Skiweltverbandes (FIS) kommt ein Start bei den Paralympics 2026 in Italien für den dann 15-jährigen Johannes Rank noch nicht in Frage, wodurch der langfristige Fokus bereits jetzt auf die Spiele 2030 gerichtet ist. Bis dato wartet auf Thüringens Parasport-Hoffnung zunächst die nicht minder spannende Mission, Schule und Leistungssport zu meistern, um als Vorreiter am Oberhofer Sportgymnasium gleich in mehrfacher Hinsicht erfolgreich zu sein. (rk)