Rückblick- DSJ Academy Camp

Veröffentlicht am: 5. März 2024

Alle vier Jahre dürfen sich Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren bei den Youth Olympic Games (YOG) messen. In diesem Jahr fanden die YOG in Gangwon in Südkorea statt und ich, Sofie Monrad-Krohn, durfte als Teil des dsj Academy Camps die Spiele vor Ort miterleben.

 

Was ist das dsj Academy Camp?

Das dsj academy camp wird von der Deutschen Sportjugend organisiert und findet seit 2010 parallel zu den YOG statt. Es richtet sich an junge Ehrenamtliche, die sich in den Strukturen des deutschen Sports engagieren. Neben dem Besuch von Wettkämpfen stehen Workshops, Seminare und Dialogforen mit Persönlichkeiten aus Sport, Gesellschaft und Politik sowie Begegnungen mit Jugendlichen aus dem Gastgeberlandes der YOG auf dem Programm. 30 junge Engagierte durften zweieinhalb Wochen lang die Jugend Olympischen Spiele vor Ort miterleben und dazu habe zum Glück auch ich gezählt.

 

Warum habe ich mich für das dsj Academy Camp beworben?

Nachdem ich am Deutschen Olympischen Jugendlager 2022 in Bischofsgrün teilgenommen habe, wo wir leider wegen Corona nicht vor Ort bei den Olympischen Spielen in Peking dabei sein konnten, wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, das olympische Feeling hautnah zu erleben. Von ehemaligen Teilnehmer*innen (wie unsere Jugendwartin des SSV Erfurt 02 Paula Held), habe ich immer nur Positives über die vielen tollen Erlebnisse gehört. Außerdem wollte ich schon immer einmal nach Südkorea, um das Land, die Leute und die Kultur kennenzulernen.

 

Wie lange und wo waren wir in Südkorea?

Nachdem unser Flug nach Südkorea wegen Glatteis annulliert wurde, verbrachten wir erst einmal noch einen Tag in Frankfurt. Diesen nutzten wir, um uns schon einmal mit der Kultur und Gepflogenheiten in Südkorea vertraut zu machen. Nach 11 Stunden Flug kamen wir dann endlich in Seoul an, wo wir direkt ein wenig die Stadt erkundeten. Am nächsten Morgen fuhren wir ins verschneite Gangwon, wo wir eine Woche bei den YOG verbrachten. Den zweiten Teil der Reise verbrachten wir in Seoul wo wir unter anderem einen Austausch mit koreanischen Studierenden hatten. Ungeplant durften wir sogar noch zwei Tage länger in Seoul bleiben, da auch unser Rückflug annulliert wurde.

 

Wen haben wir alles getroffen während eures Aufenthalts?

In Gangwon trafen wir die beiden „Athlete Role Models“ Vanessa Hinz und Sascha Benecken und konnten mit ihnen über die Zukunft der YOG sprechen und viele interessante Einblicke hinter die Kulissen und in ihre eigenen Karrieren bekommen. Außerdem haben wir Christian Klaue (Director Corporate Communications and Public Affairs Department – IOC), Olaf Thabor (Chef de Mission, DOSB Vorstand Leistungssport), Torsten Burmester (Vorstandsvorsitzender des DOSB) und Michael Mronz (IOC-Mitglied) getroffen und konnten mit diesen beeindruckenden Persönlichkeiten auch über kontroverse Themen rund um die Olympischen Spiele diskutieren. Dabei ging es vor allem um die Zukunft der Olympischen Spiele, um Umweltprobleme und Menschenrechte. In Seoul wurden wir in die Residenz des deutschen Botschafters eingeladen, wo wir bei einem entspannten Abendessen die Möglichkeit hatten, den Botschafter und seine Mitarbeiter mit Fragen zu löchern. Dabei sprachen wir viel über Politik, den Konflikt zwischen Nord- und Südkorea und den Arbeitsalltag in einer Botschaft.

 

Wie konnten wir die YOG miterleben?

Die erste Woche verbrachten wir im Winterwunderland Gangwon, wo die YOG stattfanden. Eine Woche lang hatten wir Zeit, um Wettkämpfe zu besuchen, Athlet*innen zu treffen, Funktionäre aus dem Sport zu treffen und das olympische Feeling mitzunehmen. Insgesamt konnten wir das deutsche Team bei 5 verschiedenen Wettkämpfen direkt vor Ort anfeuern: Skispringen, Shorttrack, Rodeln, Biathlon und Eishockey. In unseren Team-Outfits, mit unseren Tänzen und Schlachtrufen sind wir ordentlich aufgefallen und haben uns schnell einen Namen als „German Cheer Squad“ gemacht. Während der Wettkämpfe und an den Wettkampfstätten konnten wir auf „Pin-Jagd“ gehen. Bei den Olympischen Spielen erhalten alle Teilnehmer*innen eines Teams Pins von ihrer Nation und diese gilt es dann zu tauschen, sodass man am Ende möglichst viele und besondere Pins hat. Insgesamt habe ich 21 verschiedene Pins gesammelt und bin so auch mit Athlet*innen, Trainer*innen und Volunteers aus aller Welt ins Gespräch gekommen. Unter anderem habe ich eine Funktionärin aus Kenia, einen Trainer aus Usbekistan und Eishockeyspieler aus Taiwan getroffen. Es hat mich wirklich sehr beeindruckt, wie viele verschiedene Länder und Kulturen bei den YOG zusammenkommen und dieses Erlebnis teilen.

 

Wie viel habten wir von der südkoreanischen Kultur mitbekommen?

Durch unseren Austausch mit den südkoreanischen Studierenden haben wir viel über die südkoreanische Kultur, das Leben als Student*in in Südkorea und die Sprache gelernt. Wir haben in verschiedenen Workshops über „Mental Health“ und „Gender Equality“ in beiden Ländern diskutiert und dadurch einen tieferen Einblick in das Leben in Südkorea bekommen. Ein großer Teil der Kultur ist natürlich auch das Essen und da haben wir alle so viel wie möglich ausprobiert und waren meistens sehr begeistert, wobei man sehr aufpassen muss, denn Schärfe empfinden die Südkoreaner*innen doch etwas anders als wir. Auch als Vegetarier*in ist es schwierig, denn Fleisch ist dort Hauptbestandteil der meisten Gerichte und Vegetarismus ist kaum verbreitet. Nach dem Abendessen waren wir sehr oft Karaoke singen, denn da tauen die eher schüchternen Südkoreaner*innen wirklich auf. Zusammen mit den südkoreanischen Studierenden durften wir auch einen traditionellen Tempel besuchen. Ein großer Teil der südkoreanischen Geschichte ist natürlich auch der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea. Wir durften zusammen mit dem Militärattaché die Demilitarisierte Zone besuchen und haben dort viel über die Geschichte und Gegenwart des Krieges erfahren.

 

Was waren meine Highlights?

Es ist sehr schwer, einzelne Erlebnisse herauszufiltern, da diese Wochen in ihrer Gesamtheit einfach unglaublich waren. Bei den YOG war ich überwältigt von dem „olympischen Feeling“, das man kaum beschreiben kann: die Atmosphäre bei den Wettkämpfen, die vielen internationalen Athlet*innen und Gäste und das Wissen, dass in diesem Moment für die Athlet*innen entweder ein riesiger Traum in Erfüllung geht oder aber auch platzt. Beim Shorttrack kamen der Bundestrainer und die zwei deutschen Athlet*innen nach ihrem Wettkampf extra hoch zu uns auf die Tribüne. Sie erzählten uns von ihren Erlebnissen und erklärten uns, was gerade auf dem Eis passiert und wie die Wettkämpfe ablaufen. Ein zweites Highlight war der Besuch der DMZ. Die Vorstellung, so nah an Nordkorea zu sein, die Arbeiter auf den Feldern beobachten kann und trotzdem so weit weg zu sein, weil man keine Möglichkeit hat zu kommunizieren. Das hat mich sehr zum Nachdenken angeregt.

 

Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich in diesen zweieinhalb Wochen sehr viele Eindrücke und Erfahrungen gesammelt habe, die einmalig sind. Die Workshops und der Austausch mit den anderen Teilnehmer*innen, den Funktionären und Athlet*innen haben mich unglaublich inspiriert mich weiterhin und noch mehr im Sport zu engagieren und die Möglichkeit diese Erfahrung machen zu dürfen ist eine große Wertschätzung für das ehrenamtliche Engagement im Sport. Durch den kulturellen Austausch konnte ich auch für mich persönlich sehr viel mitnehmen. Vielen Dank für diese Erfahrung!