Emilia Görlich gab zum Jahresende das Ende ihrer aktiven Laufbahn bekannt

Veröffentlicht am: 18. Januar 2023

Oberhof/Lauscha: Die Nordisch Kombinierte Emilia Görlich vom WSV 08 Lauscha e.V. gab zum Jahresende 2022 das Ende ihrer aktiven Laufbahn als Leistungssportlerin bekannt. Sie wird sich in Zukunft nicht mehr von den Schanzen stürzen und in der Loipe um Sekunden kämpfen. Aufgrund zweier Bandscheibenvorfälle musste die Hasenthalerin schweren Herzens diese Entscheidung fällen. Sie war eine Vorzeigeathletin und Vorreiterin in der weiblichen Disziplin in der Nordischen Kombination und konnte auf viele schöne Momente und Erfolge zurückblicken.

„Milly“ (Emilia) wollte schon in jungen Jahren ihren großen Zwillingsschwestern Sophia und Luisa in „Nichts“ nachstehen und so blickt sie immer zu ihren älteren Geschwistern auf. Die ersten sportlichen Schritte macht sie mit „Rutschern“ bereits mit 10 Monaten, denn sie war beim „Laufen“ sehr früh dran. Nachdem sie ihren Zwillingen oft beim Training zugesehen hat, möchte sie es auch zuerst mit Abfahrtsskiern und später auf Langläufern ausprobieren, was ihr auch sehr gut gelingt. Später, unvermeidlich wird sie vom Trainer des WSV 08 Lauscha e.V., Jens Greiner-Hiero, gefragt, ob sie nicht auch einmal das Skispringen ausprobieren möchte und von einer Schanze springen will und Emilia sagt begeistert zu. Anfangs rutscht sie nur „sehr schön“ über den Schanzentisch, bevor richtige Sprünge zu erkennen sind. Jedoch zeigt sich früh das langläuferische Talent. Bei Thüringer Wettkämpfen in der Jungenklasse mischt sie ordentlich vorne mit und als im deutschen Schülercup Mädchenklassen ausgeschrieben werden, kann sich Emilia in der Nordischen Kombination der Mädchen im Vorderfeld behaupten und etablieren. Daraufhin darf sie erste internationale Wettkämpfe bestreiten am Kottmar, in Österreich, in Garmisch-Partenkirchen und Ruhpolding geht sie als Skispringerin an den Start für ihren Heimatverein WSV 08 Lauscha e.V. Als die FIS Youthcup Serie auch für die Nordische Kombination ausgeschrieben wird, kann Emilia viele Podestplätze in Harrachov (Tschechien), Knyken und Trondheim (Norwegen), Vuokatti (Finnland), in Oberhof und Oberstdorf erzielen und den Thüringer Skiverband e.V. und ihren Heimatverein WSV 08 Lauscha e.V. würdig vertreten. Auch für den DSV gelangen ihr in der OPA Serie (Alpencups) sehr gute Platzierungen und Siege bei den OPA Spielen in Hinterzarten, in Kandersteg (Schweiz) und Villach (Österreich) in der Staffel und im Einzel. Bei der ersten deutschen Meisterschaft in der Nordischen Kombination der Damen holte Emilia sich den deutschen Vizemeistertitel.

Ihre Stärke war das Laufen, aber sie war immer bereit, hart an sich zu arbeiten und sich im Springen zu verbessern. Emilia ist eine sehr ehrgeizige Sportlerin, die besonders die Kombination aus Springen und Laufen liebte. Sportlich schaffte sie es in den Nationalkader und war mit ihren Kolleginnen bei der Junioren WM 2020 am Start.  Sie durfte COCs in Eisenerz und Nishny Tagil bestreiten und ihre Leistungen messen. Ihr größter Erfolg war die Teilnahme an den Olympischen Spielen der Jugend in Lausanne (Schweiz) im Januar 2020. Dort fehlte mit Platz 5 nur sehr wenig an einem Podium, aber das Mannschaftsgefühl war herausragend, sich mit den Besten der Welt zu messen. Emilia versprühte immer viel Teamspirit und erarbeitete sich ihre Wettkämpfe. Sie gab niemals auf, auch wenn die Sprünge nicht gelangen, wusste sie, dass im Langlauf noch viele Positionen erkämpft und verbessert werden konnten.

Ihren Trainern war sie stets dankbar für Hinweise und verschiedene Möglichkeiten, sich im Springen zu verbessern. Besonders bedanken möchte sie sich bei ihrem ersten Trainer Jens Greiner-Hiero, bei Werner Leipold, beim ehemaligen Bundestrainer Klaus Edelmann und ihrem letzten Trainer Marko Frank.

Leider hatte Emilia auch sportliche Rückschläge durch Krankheit oder Stürze zu verkraften, aber sie ging stets gestärkt und mit neuer Energie aus Niederlagen hervor. In der letzten Saison 2021/22 lief es leider nicht so erfolgreich und der DSV ließ ein großes Talent „hängen“ und verabschiedete sie aus dem Kader. Emilia war darüber sehr traurig, wollte sich aber den neuen Gegebenheiten stellen und wieder neu angreifen. Jedoch verhinderte ein doppelter Bandscheibenvorfall im unteren Rücken, zugezogen bei einer normalen Krafttrainingseinheit, ihren sportlichen Werdegang. Seit Mai 2022 bis Ende des Jahres befand sie sich in Rehabilitation, mit großen Schmerzen und vielen Rückschlägen. Auch hier bewies sie wieder viel Ruhe und Gelassenheit, Kampfgeist und Stärke um ihren körperlichen Normalzustand zu erreichen, welcher aber keinen Leistungssport auf höchster Ebene mehr zulässt.

Schweren Herzens entschied Sie, nach einem herausragenden Thüringer Abitur mit einem 1,0 Durchschnitt einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen und sich einem Dualen Studium in Erfurt zu widmen. Emilia hat ihr Sport viel Freude bereitet, hat sie wachsen lassen, ihr viele Einblicke gewährt, neue Länder, viele Freunde und Sportler aus aller Welt beschert und sie zu einem tollen Menschen reifen lassen. Mit Milly verliert Thüringen und der Deutsche Skiverband eine talentierte junge Dame, die, wenn sie gesund geblieben wäre, bestimmt noch tolle Erfolge gefeiert hätte. Aber das hilft leider nichts, sie soll stolz darauf sein was sie erreicht hat und zufrieden und mit Demut nach vorne blicken. Sie möchte bei Wettkämpfen ihren Heimatverein als Kampfrichter unterstützen und dem Nachwuchs auch in Zukunft mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Der WSV 08 Lauscha e.V., der TSV und der DSV wünschen Emilia für ihre weitere Zukunft alles Gute und vor allem viel Gesundheit und persönlich und beruflich das Beste.

 

Fotos: Babett Görlich, Jens Greiner-Hiero, Alice Leipold