Alpine Sportler und rohe Eier

Es ist kein Geheimnis, dass zu einer erfolgreichen Sportlerpersönlichkeit mehr als nur körperliche Fähigkeiten zählen. Der Kopf ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Durch mentale Stärke ist man in der Lage, zur richtigen Zeit die beste Leistung abzurufen, Erfolge richtig einzuordnen und mit Druck, Angst, Nervosität und Misserfolgen umzugehen. Nicht selten sind auch Übungsleiter und Eltern durch schwierige Situationen sehr gefordert. Deshalb traf vor zwei Jahren ein Workshop im Sommertrainingslager an der Ostsee zum Thema „Mental Stark“ genau den Nerv von Sportlern, Eltern und Trainern. Zwei damals 18jährige Sportlerinnen des SSV Erfurt 02 hatten sich in einem mehrtägigen Seminar beim Sportpsychologen des DSV, Dr. Tom Kossak, schulen lassen und gaben begeistert ihr Wissen weiter. Die Resonanz bei allen Beteiligten war überwältigend und der Ruf nach Wiederholung laut. Als nun der DSV das Fortsetzungsangebot „Mental stark! In die Zukunft!“anbot, holten unsere Alpinen den Workshop gleich zweimal nach Thüringen. Das erste Mal kam das DSV Team nach Goldlauter. Beim zweiten Termin waren sie nicht wenig überrascht, dass sie durch die ganze Republik an die Ostsee reisen mussten, um zwei Jahre später an gleicher Stelle an diesem ganz besonderen Nachwuchsprojekt weiterzuarbeiten. Sowohl in Goldlauter als auch im Trainingslager der besten Alpinen Thüringens in Pepelow befasste sich der spannende Trainingstag mit der Entwicklung der sozialen und emotionalen Kompetenzen sowie der Selbstkompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Diese erlernten Kompetenzen sind nicht nur für den sportlichen Werdegang relevant. Die verschiedenen praxisbezogenen Methoden eignen sich beispielsweise dafür, sich gezielt zu fokussieren. Besonders beliebt ist die Methode „Mentales Ei“, die verschiedene Funktionen erfüllt. Während zunächst ein zugeworfener Gummiball in einer der Gruppe mehrfach zu Boden fiel, änderte sich die Situation bei einem rohen Ei. Dieses zerbrach nicht, weil die Gruppe die Übung mit bewusster Achtsamkeit erfolgreich meisterte. In einer anderen Gruppe wurde der Gummiball dagegen elegant gefangen und fiel nie zu Boden, wogegen sich das rohe Ei dann mehrfach auf dem erhitzten Boden zu Spiegelei verwandelte. Hier wurde sichtbar wie sich erhöhter Druck auf Nervosität und Leistung auswirkt. Im letzten Teil des Workshops ging es vor allem um Kooperations- und Problemlösungsfähigkeiten. Insgesamt wurde deutlich, dass Sport weit mehr als das Erbringen von Leistungen ist. Die mentale Gesundheit und das Fokussieren auf die Stärke des Sportlers standen an diesem Tag im Vordergrund. Natürlich waren die erfahrenen Teilnehmer nicht mehr vom mentalen Ei zu überraschen. Für sie gab es neue Übungen und Reflexionsrunden. So wurden ganz konkrete Situationen im Vorstellungstrainingdurchlebt – nicht ganz einfach im Sommer und mit Ostseewind im Haar, sich in eine Winterlandschaft am Slalomstart zu versetzen. Obwohl sich beim Vorstellungstraining alles nur im Kopf abspielt, zeigen Studien, dass sich messbare, positive Effekte erzielen lassen. Zudem stellten die älteren Athleten anhand ihrer Erfahrungen der letzten zwei Jahre Bezug zu anderen Lebensbereichen her und beschrieben inwiefern die mentale Stärke bei Verletzungen, schulischen Herausforderungen wie dem Abitur und in zwischenmenschlichen Situationen hilfreich sein kann.

Immer wieder wurde bei den Übungen der Austausch, die Zusammenarbeit und die gegenseitige Unterstützung der Sportler untereinander deutlich.

Gefördert wird “DSV Mental Stark! in die Zukunft” von der Kampagne MOVE FOR HEALTH, einem Projekt der Deutschen Sportjugend, die sich für Themen wie Bewegung, Spiel und Sport für Resilienz und mentaler Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen einsetzt.

Doreen Siebelist

Kontakt:

Sigrun Monrad- Krohn

Sportwart Alpin

+49 1727986880